Eine Teufelsaustreibung und andere Geschichten
Николай Семёнович Лесков
Nikolai Leskow
Eine Teufelsaustreibung und andere Geschichten / Eine Teufelsaustreibung / Das Tier / Interessante Männer / / Die Lady Makbeth des Mzensker Landkreises / Der stählerne / Floh
EINE TEUFELSAUSTREIBUNG
I
Diese heilige Handlung kann man nur in Moskau sehen, und das auch nur, wenn man besonderes GlГјck und besondere Protektion hat.
Dank einer glücklichen Verkettung von Umständen wohnte ich einmal der Teufelsaustreibung vom Anfang bis zum Ende bei und möchte sie nun den wahren Kennern und Liebhabern des Ernsten und Majestätischen im nationalen Stil beschreiben.
Einerseits gehöre ich zwar zum Adel, stehe aber andererseits dem »Volke« nahe; meine Mutter ist aus dem Kaufmannsstande. Sie stammte aus einer sehr reichen Familie, hatte aber gegen den Willen ihrer Eltern, aus Liebe zu meinem Vater geheiratet. Mein seliger Vater war im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht besonders tüchtig und erreichte bei ihm alles, was er nur wollte. So gelang es ihm auch, meine Mutter zu ergattern; die Alten gaben ihm aber zum Lohn für seine Tüchtigkeit nichts außer der Garderobe, den Betten und der göttlichen Gnade, die das junge Ehepaar zugleich mit der Verzeihung und dem väterlichen Segen erhielt. Meine Eltern wohnten in Orjol; sie lebten in recht kümmerlichen Verhältnissen, hielten sich aber stolz und wollten die reichen mütterlichen Verwandten niemals um Unterstützung bitten; sie unterhielten mit ihnen sogar keinerlei Beziehungen. Als ich aber auf die Universität ziehen sollte, sagte mir Mamachen:
»Besuche, bitte, deinen Onkel Ilja Fedossejewitsch und grüße ihn von mir. Das ist keine Erniedrigung; seinen älteren Verwandten muß man alle Ehrfurcht erweisen; er ist aber mein Bruder, außerdem ein gottesfürchtiger Mann und hat in Moskau ein großes Gewicht … Bei allen feierlichen Empfängen ist er immer dabei und steht mit der Schüssel mit Salz und Brot oder einem Heiligenbild vor allen andern … Auch beim General-Gouverneur und dem Metropoliten wird er empfangen … Er kann dich nur Gutes lehren.«
Ich glaubte um jene Zeit nicht an Gott, liebte aber meine Mutter. Also sagte ich mir einmal: Jetzt bin ich fast ein ganzes Jahr in Moskau und habe Mamachens Wunsch noch immer nicht erfГјllt; nun will ich doch zum Onkel Ilja Fedossejewitsch gehen, Mamachens GrГјГџe ausrichten und schauen, was er mich lehren kann.
Von Kind auf war ich gewohnt, Г¤ltere Leute mit Ehrfurcht zu behandeln, besonders aber solche, die mit dem Metropoliten und den Gouverneuren verkehrten.
Eines Tages bГјrstete ich mir die Kleider und begab mich zu Onkel Ilja Fedossejewitsch.
II
Es war gegen sechs Uhr abends. Das Wetter war warm, mild und etwas trüb, mit einem Wort recht angenehm. Das Haus meines Onkels ist allen bekannt, es ist eines der ersten Häuser von Moskau. Ich war aber noch niemals darin gewesen und hatte den Onkel nicht einmal aus der Ferne gesehen.
Ich gehe aber recht selbstbewußt hin und sage mir: läßt er mich vor, so ist es gut, und läßt er mich nicht vor, so brauch’ ich ihn nicht.
Ich komme in den Hof; vor der Einfahrt steht eine Equipage, die Pferde sind wie zwei Löwen, pechkohlrabenschwarz, mit langen Mähnen, und das Fell glänzt wie teurer Atlas.
Ich gehe die Treppe hinauf und sage: В»So und so, ich bin Neffe und Student, meldet mich, bitte, Ilja Fedossejewitsch.В« Und die Leute antworten mir:
В»Ilja Fedossejewitsch kommen gleich selbst heraus, sie wollen gerade ausfahren.В«
Es erscheint eine einfache aber höchst majestätische Gestalt; in den Augen hat er einige Ähnlichkeit mit meiner Mutter, aber der Gesichtsausdruck ist doch ganz anders. Ein solider Mann, was man so nennt.
Ich stellte mich vor; er hörte mich schweigend an, reichte mir die Hand und sagte:
В»Setz dich, wir wollen ausfahren.В«
Ich wollte eigentlich nein sagen, brachte es aber doch nicht Гјber die Lippen und setzte mich in den Wagen.
В»Nach dem Park!В« befahl er dem Kutscher.
Die Löwen rasten dahin, so daß das Hinterteil d